Wälder spielen eine entscheidende Rolle bei der Erreichung nationaler Klimaziele. Sie entziehen der Atmosphäre große Mengen Kohlendioxid, das im lebenden und toten Holz, in der Humusschicht sowie im Waldboden gespeichert wird. Laut dem Bundesklimaschutzgesetz sollen die deutschen Wälder jährlich mindestens 25 Millionen Tonnen CO₂ mehr speichern, als durch ihre Bewirtschaftung freigesetzt wird. Nur so könne der Wald aktiv zum Klimaschutz beitragen.
Aktuelle Ergebnisse der Bundeswaldinventur
Die heute vom Bundeslandwirtschaftsministerium und dem Thünen-Institut vorgestellten Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur sind jedoch besorgniserregend. Die aktuelle Erhebung zeigt, dass der Wald in Deutschland zwischen 2012 und 2022 zu einer Kohlenstoffquelle geworden sei. Seit 2017, dem Beginn der neuen Waldkrise, sei die Bilanz negativ, was bedeutet, dass die Waldflächen in Deutschland mehr Kohlenstoff an die Atmosphäre abgeben, als sie aufnehmen. Die Gründe hierfür seien vielfältig und größtenteils selbstverschuldet. Der seit Jahrzehnten schlechte Gesundheitszustand der Wälder führe dazu, dass nur noch jeder fünfte Baum als gesund gelte. Außerdem hätten Stürme, Trockenheit und Borkenkäferbefall in den letzten Jahren massive Waldverluste verursacht. Auch die Nutzung des Holzes sei problematisch: Nur 20 Prozent würden in langlebige Produkte fließen, während über 50 Prozent sofort verbrannt würden.
Situation der Thüringer Wälder
Frank Henkel, Sprecher des Arbeitskreises Wald des BUND Thüringen, äußerte, die Ergebnisse der Waldinventur seien auch für Thüringen ernüchternd. In den letzten zehn Jahren sei der Wald dort praktisch nicht gewachsen, was in der langen Geschichte der geregelten Forstwirtschaft einzigartig sei. Die durchschnittliche Holzmenge pro Hektar sei von 338 auf 327 Festmeter zurückgegangen, und mehr als 120.000 Hektar Wald seien nahezu kahl. Diese Flächen würden in den nächsten 30 Jahren als Kohlenstoffsenke vollständig ausfallen. Zusätzlich hätten auch die wichtigsten Laubbäume, wie Buche und Eiche, nur noch etwa 70 Prozent ihrer früheren Wuchsleistung erreicht.
Forderungen des BUND Thüringen
Der BUND Thüringen fordert die zukünftige Landesregierung auf, die Waldpolitik konsequent den aktuellen Herausforderungen anzupassen. Zu den Kernforderungen gehören die Förderung der natürlichen Waldverjüngung, die Stärkung heimischer und standorttypischer Baumarten, der Verzicht auf die vollständige Beräumung von Kahlflächen sowie die Rücknahme geplanter Nutzungssteigerungen im Laubwald, um Einnahmeverluste zu kompensieren.
Dieser Text beruht auf einer Pressemitteilung des BUND Thüringens vom 08.10.2024